Zeitgeschichte auf zwei Rädern
Artikel aus den Westfälischen Nachrichten Greven vom 02.06.2012
Schweben in Rudis Rakete
Artikel vom 14.06.2011
Oldtimer besuchen das Metropoli
Artikel vom 22.07.2011
Nostalgie auf Rädern (nach Zockeltour)
Artikel vom 20.08.2009
Röhrende Motoren und Benzingeruch in der Luft
Artikel vom 02.05.2012
Hauspostille Splenterkotten
Artikel vom 01.05.2013
Artikel vom 14.07.2009
Mit einer alten Dame Richtung Vulkan
Viele Jahre schon träumte er aber von einer ganz großen Tour: Einmal wie Hannibal über die Alpen und dann quer durch Italien bis nach Sizilien wollte er mit einem Motorrad fahren und sich dabei den Wind von Freiheit und Abenteuer um die Nase wehen lassen. Eigentlich sollte es schon 2008 losgehen und das Motorrad war schon gepackt, aber da machte ihm plötzlich eine schwere Krankheit einen Strich durch die Rechnung. Trotz einer langwierigen Genesung verlor Holtel seinen Traum niemals aus den Augen.
Kurz nach seinem 70igsten Geburtstag war es dann Mitte Mai endlich soweit. Gemeinsam mit seinem Motorradkumpel Dieter Mählmann aus Westerkappeln startete der rasende Rentner aus Rheine seine Fahrt ins Abenteuer. Für diese Reise hat Holtel sein „bestes Pferd aus dem Motorradstall geholt“: eine weinrote Triumph BGD-H 250 aus dem Jahre 1952 mit 10,5 PS.
Die beiden grauhaarigen Biker hatten gut vorgesorgt. Neben Kleidung und Campingausrüstung hatten sie auch unentbehrliches Werkzeug und 13 Liter 2-Takt-Öl in Dosen auf ihre Motorräder geladen, damit sie sich unterwegs an den Tankstellen den erforderlichen Treibstoff selbst mischen konnten.
Die Fahrt ging zunächst gemächlich in Tagesetappen von circa 150 bis 200 Kilometern durch Hessen und Bayern, bis man dann bei Kufstein Österreich und die Alpen erreichte. Beeindruckt von dem faszinierenden Bergpanorama genossen die beiden Globetrotter die Überquerung der Alpen und die Fahrt über den Brennerpass. Da Holtel neben seinem Motorradhobby auch noch eine besondere Leidenschaft für alpine Pflanzen hat und in seinem heimischen Garten mit seiner Frau Margret gemeinsam ein bemerkenswertes Alpinum angelegt hat, war er besonders begeistert davon, die Alpenpflanzen in der Frühlingsblüte zu erleben.
Weiter ging die Fahrt mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 50 bis 60 Stundenkilometern durch Oberitalien. Dann fuhren die beiden Motorradfreunde die ganze Adriaküste entlang bis nach Süditalien. Die Fahrt auf der Küstenstraße bot beeindruckende Ausblicke und unvergessliche Naturschönheiten. Tagelang fuhr man am endlos blauen Meer der Adria auf der einen Seite und den hügeligen Landschaften der Marken und Abruzzen auf der anderen Seite entlang.
Nachdem man während der Fahrt durch Deutschland und Österreich in Hotels und Pensionen geschlafen hatte, übernachteten die beiden erfahrenen Biker in Italien und Sizilien wegen der guten Temperaturen immer auf Campingplätzen. Dort kamen sie immer schnell in Kontakt mit Einheimischen und Urlaubern. Ihre blitzenden Oldtimer, aber auch ihr Mut und ihre Abenteuerlust ernteten viel Aufmerksamkeit und Bewunderung.
In Süditalien angekommen, setzten die Oldtimer-Biker in Reggio di Calabria mit der Autofähre nach Sizilien über und durchquerten mehrere Tage lang den Norden dieser wunderbaren Insel. Unvergesslich wird für beide die Fahrt auf den circa 3000 Meter hohen Vulkan Ätna bleiben. Sie konnten zwar die gesamte Höhe nicht erreichen, da sie wegen schlechter Wetterbedingungen vorher umkehren mussten, jedoch war diese – nicht ganz ungefährliche – Fahrt zweifellos einer der Höhepunkte dieser abenteuerlichen Reise.
Darüber hinaus war diese Reise geprägt durch viele weitere kleine und große Höhepunkte. Besonders beeindruckt war der Rheinenser Motorradfahrer jedoch von den vielen Begegnungen mit interessanten und meist sehr hilfsbereiten und gastfreundlichen Menschen.
Der Rückweg führte die beiden Oldtimer-Biker an der Westküste Italiens entlang über Pisa und Verona erneut über die geliebten Alpen und dann zurück nach Deutschland. Nach einem fünfwöchigen Abenteuer und mehr als 5000 Kilometern auf seinem Motorrad kehrte Dieter Holtel zufrieden und reich an vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen nach Rheine zurück und wurde von seiner Frau Margret glücklich willkommen geheißen. Nach diesem Abenteuer stellt der Heimkehrer mit Überzeugung fest: „Man ist eigentlich nie zu alt dazu, sich noch Träume zu erfüllen.“